Fachfortbildung Trauma – mit Zertifikat Traumapaedagogin DeGPT
Zertifizierte/r Traumapädagoge*in
Die Traumapädagogik hat sich in den letzten Jahren zu einem eigenständigen Fachgebiet innerhalb der Pädagogik und Sozialarbeit entwickelt. Sie stellt ein pädagogisches Konzept dar, welches sich auf ganzheitliche, ressourcenorientierte Erziehungsansätze stützt. Sie bietet hilfreiche Konzepte und Methoden zur pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Missbrauchs-, Misshandlungs- oder Vernachlässigungserfahrungen im Bereich der stationären Jugendhilfe, Erziehung und Beratung.
In der stationären Jugendhilfe geht man davon aus, dass 60-70 % der Kinder und Jugendlichen in der Herkunftsfamilie massive körperliche und seelische Traumatisierungen erfahren haben und entsprechende Symptome, wie Bindungsstörungen, selbstverletzende Verhaltensweisen, Störungen der Affektregulation und verschiedene Störungen des Sozialverhaltens zeigen.
Traumatisierte Kinder und Jugendliche stellen für Erzieher und Sozialarbeiter eine ganz besondere Herausforderung dar. Die Grundhaltung, das Wissen und die vielen Methoden der Traumapädagogik können den Erziehern, Sozialarbeitern und den betroffenen Kindern und Jugendlichen wirksam helfen. Die Traumapädagogik flankiert auf sinnvolle und effektive Weise ambulante psychotherapeutische wie auch stationäre psychiatrische Maßnahmen. Sie setzt im Alltag, im tatsächlichen Lebensraum der Kinder und Jugendlichen an und stützt sich auf feinfühlige Beziehung, kontinuierliche emotionale Nähe und auf die Fähigkeit des Menschen, bei guten pädagogischen Rahmenbedingungen nachzureifen und versäumte Schritte in der Persönlichkeitsentwicklung nachzuholen. Die Traumapädagogik kann für die Phase der Stabilisierung und Neuorientierung von großem Nutzen sein. Darüber hinaus fördern ihre Grundhaltung und Vorgehensweisen das soziale und emotionale Nachreifen von Kindern und Jugendlichen mit Traumaerfahrungen. Das heißt, sie unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung und hilft symptomatisches Verhalten wie Bindungs- und Beziehungsstörungen, Selbstverletzung, Suizidversuche, dissoziative Zustände, Mangel an Impulskontrolle usw. wirksam zu reduzieren bzw. auszugleichen.
Das Besondere an diesem speziellen Angebot ist, dass gängige traumapädagogische Konzepte und Methoden mit der Pferdegestützten Arbeit kombiniert werden und das Pferd als stabiler Interaktionspartner, als Möglichkeit zur Regression ebenso wie zur Erarbeitung von Autonomie methodisch in die Traumapädagogik eingebunden wird. So lernt die Fachkraft fundierte und allgemein anerkannte Inhalte der Traumapädagogik in Kombination mit den effektiven Wirkmechanismen pferdegestützter Interventionen. Reitpädagogen und Reittherapeuten können ihren Wirkungsbereich auf Kinder und Jugendliche mit Traumatisierungen spezialisieren.
Die Fachfortbildung wird als Kombination aus Präsenzveranstaltungen und webinaren abgehalten.
Konkrete Seminarinhalte
Es werden in der Fachfortbildung Inhalte einer traumapädagogischen Arbeit geschult, die den professionellen Ansprüchen in diesem Fachbereich entsprechen. Ein Teil der methodischen Arbeit wird in Bezug zur Pferdegestützten Therapie gesetzt und vertiefend bearbeitet.
Seminar 1
- Grundlagen der Traumaforschung und Traumapädagogik
- Neuroanatomie des Traumas, neurophysiologische Reaktionen
- Symptome im Zusammenhang mit Traumatisierung, Traumafolgeerkrankungen
- Abgrenzung und Kooperation mit kinder- und jugendpsychotherapeutischen Interventionen, Überblick zu Behandlungsverfahren
- traumapädagogischer Umgang mit typischen Symptomen von Traumatisierungen im Kindes- und Jugendalter, Basisstrategien traumazentrierter Pädagogik und Beratung
- ressourcenorientierte Arbeitshaltung in der Arbeit mit Traumatisierten
- Grundlagen der Resilienzforschung
- Beziehung und Bindung
- Grundhaltung der Traumapädagogik
Seminar 2
- Ressourcen im Lebenslauf der Klienten finden und aktualisieren
- Hinterfragung eigener Lebensgeschichte und der beruflichen Rolle
- therapeutisches Vorgehen bei Bindungsstörungen
- Krisenintervention und Umgang mit selbstverletzendem oder suizidalem Verhalten
- Vorgehensweisen und Methoden zur Regulierung von emotionalen Spannungszuständen
- Grundlagen der Stabilisierung
- körperliche und soziale Stabilisierung
- Psychohygiene
Seminar 3
- Krisenintervention
- Einführung in das Konzept der Selbstfürsorgetrainings
- Arbeit mit Geschichten und Imaginationen
- Ego State Arbeit
- Entspannungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen
- Arbeit mit Körperwahrnehmung und Körperbildern
- Im-Einklang-Sein – methodische Ansätze mit Nutzung von Musik, Klang und Körperübungen
- Psychische Stabilisierungstechniken
- Fallvorstellung und Supervision
Seminar 4
- Biographiearbeit
- Umgang mit körperlich losgelösten Erscheinungen; Tics, Zwängen
- Methodenvertiefung
- Psychohygiene für Fachkräfte
- Fallvorstellung und Supervision
Seminar 5&6
- Methodenvertiefung
- Fallvorstellung und Supervision
6 Seminarveranstaltungen mit insgesamt 170 UE, Supervision ist Bestandteil jedes Weiterbildungsmoduls.
Zielgruppe
Angesprochen sind Angehörige psychosozialer, medizinischer und pädagogischer Berufe: z. B. MitarbeiterInnen in Einrichtungen der Jugendhilfe, in Beratungsstellen, ErzieherInnen, KollegInnen aus Bereichen der Krankenpflege, ErgotherapeutInnen, LehrerInnen, SozialarbeiterInnen, HeilpädagogInnen.
Je nach spezifischer Fortbildungsgruppe müssen neben dem Grundberuf für die spezifischen Gruppen eine einschlägige Weiterbildung im Bereich der Pferdegestützte Intervention (Schwerpunkt PI) oder der Tiergestützten Therapie und Pädagogik (Schwerpunkt Tiergestützte Therapie) vorhanden sein. Es werden in den Schwerpunkt-Gruppen keine Grundlagen reittherapeutischer oder thergestützter Arbeit geschult (auch keine Inhalte zur Ausbildung von Therapiepferden/-tieren). Die Seminare gehen immer wieder auf die Umsetzungsmöglichkeiten mit dem Tier ein und zeigen die Einsatzmöglichkeiten auf.
Voraussetzungen für die Teilnahme an der Fortbildung mit Schwerpunkt Pferdegestützte Therapie:
- zusätzlich abgeschlossene Weiterbildung PI wie unter Zielgruppe beschrieben
Voraussetzung für eine Zertifizierung zusätzlich durch die DeGPT/BAG:
abgeschlossene Berufsausbildung (Fachschulen) sozialadministrativer, erzieherischer oder pflegerischer Berufe (insbesondere ErzieherIn, Pflegefachkraft, ErgotherapeutIn, LogopädIn) oder Hochschul- oder Fachhochschulabschluss im pädagogischen, medizinischen oder psychologischen Bereich
- mindestens dreijährige Berufserfahrung
- zwei Fallvorstellungen (mündlich und schriftlich) und eine Projektvorstellung (schriftlich); mindestens eine Fallvorstellung der TeilnehmerIn ist durch ein Originaldokument zu belegen (Videoaufnahme)
- mündliche Fallvorstellungen erfolgen im Rahmen der in die Weiterbildung integrierten Supervision
Leitung
Dr. Annette Gomolla
Diplom-Psychologin und Erwachsenenbildnerin M.A., Hypnose- und Traumatherapeutin, Gesamtleitung aller Weiterbildungen und Fachfortbildungen am IPTh, langjährige Erfahrung in der Arbeit mit traumatisierten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit und ohne Pferd.
Teilnahmegebühren
2.600 Euro (Seminar 1-5) Einmalzahlung plus 650 Euro Fallsupervision und Zertifizierung
Gesamt 3.250 Euro
Wir sind als Weiterbildungsanbieter für die Annahme der Bildungsprämie und des Bildungsschecks (Nordrhein-Westfalen), bzw. https://www.mags.nrw/bildungsscheck anerkannt.
Termine für 2024:
Seminar 1 13.-14.12.2024 (webinar – online)
Seminar 2 03.-05.4.2025 (Präsenz)
Seminar 3 28.-29.6.2025 (webinar – online)
Seminra 4 27.-29.11.2025 (Präsenz)
Seminar 5 3 Tage Frühjar 2026 (Präsenz)
Seminar 6 2 Tage Sommer 2026 (Fallsupervision online)